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Glacis

Solange die Festungswerke intakt waren wurde nur das nähere Vorfeld jenseits des Grabens als Glacis bezeichnet. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird heute aber der ganze grüne Gürtel so bezeichnet, also auch Teile wo sich früher Hauptgraben und Hauptwall befanden. Es sind sogar Grundstücke der ehemaligen Esplanade mit eingeschlossen.

Im äußeren Festungsbereich sollten die bayerischen Artilleristen freies Schußfeld haben, weshalb die strengen Rayongesetze eine massive Bebauung außerhalb vom Hauptgraben nicht gestatteten. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als die Werke der Stadtumwallung als veraltet klassifiziert wurden lockerte man die Bestimmungen und so konnte beispielsweise das neue Viertel um den Hauptbahnhof herum entstehen.

Der Festungsbau war noch gar nicht abgeschlossen als man begann das Glacis mit Bäumen zu bepflanzen. Das war kein Widerspruch zum freien Schußfeld, denn bei der Marschgeschwindigkeit der damaligen Armeen durften die Verteidiger davon ausgehen, daß ihnen genügend Zeit zum Fällen der Bäume bleibt. Gerade in einer vom Angriff bedrohten Festung war immer Stammholz für Reparaturen bereit zu halten und mit den Ästen konnten Verhaue gebaut werden. Die im Boden verbliebenen Baumwurzeln wiederum sollten den angreifenden Pionieren ihre Aufgabe sehr erschweren, wenn sie ihre Angriffsgräben gegen die Festung vortrieben.

Schon bald gestattete die Armee, daß im Glacis Spazierwege angelegt werden dürfen und so entstand hier bereits im 19. Jahrhundert das erste große Naherholungsgebiet von Ingolstadt. Heute stehen hier etwa 100 Hektar Park- und Grünflächen den Besuchern offen. Der Grund gehört zum größten Teil dem Freistaat Bayern, der Unterhalt obliegt der Stadt. Dieser in Bayern einmalige Grüngürtel dient aber nicht nur der Erholung, er hat nach Meinung aller Fachleute auch hohe Bedeutung für den Naturschutz, das Ortsbild, die Stadtgliederung und das Stadtklima.

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