Offizierswohnhäuser
Grundsätzlich verwies die Königlich Bayerische Armee ihre verheirateten Offiziere und Unteroffiziere auf den freien Wohnungsmarkt. In Ingolstadt wurde dies zu einem besonderen Problem, da die Altstadt immer dichter bevölkert wurde, solange die strengen Rayongesetze eine Bebauung des unmittelbaren Festungsvorfeldes nicht erlaubten. Dabei trug die Armee sogar selbst indirekt zur Verschärfung des Problems bei, denn durch die stetige Vergrößerung der Garnison sowie den Aufbau der Geschützgießerei und des Hauptlaboratoriums zählte man zeitweilig 100 Gasthäuser!
Von einem Offizier wurde aber erwartet, daß er eine standesgemäße Wohnung bezog und eine solche galt als nicht gegeben, wenn sich in dem betreffenden Haus im Erdgeschoß ein Gasthaus befand. Damit schied ein erheblicher Teil der Gebäude in der Altstadt von vorneherein aus. Auch ein Ausweichen auf Ortschaften in der näheren Umgebung war nicht möglich, da der Offizier bei Zwischenfällen seine Einheit schnellstmöglich erreichen sollte.
So entstanden 1899 die vier Wohnhäuser (Parkstraße 1, 3,6 und 8). Auch die beiden Gebäude, die wir bereits am Zentralen Omnibusbahnhof kennen lernten, sind in diesem Zusammenhang zu sehen. Außerdem entstand noch am Paradeplatz ein Wohnhaus für verheiratete Unteroffiziere.
Nach allen vorliegenden Informationen hat die Armee in keiner anderen Garnison vergleichbare Gebäude errichten lassen. Sie sind gleichermaßen Zeugnisse für die Lebensverhältnisse in einer Festung wie auch für den Wiederaufstieg von Ingolstadt im 19. Jahrhundert. Darüber hinaus werfen die schlichten Häuser auch ein Schlaglicht auf die Gesellschaft im Königreich Bayern.